Der Vaduzer Trainer Giorgio Contini fasst die Voraussetzungen für das Kellerduell von morgen Samstag um 17.45 Uhr im Letzigrund so zusammen: «Dass wir nach den 14 Runden ungefähr dort stehen würden, hatten wir erwarten müssen. Dass aber der FC Zürich als direkter Gegner am Schluss der Tabelle auftauchen würde, hätte ich nicht gedacht.» Weil noch der Grossteil der Meisterschaft (22 Runden) zu spielen ist, vermeidet es der Trainer, hier bereits von einem Sechs-Punkte-Spiel zu sprechen. «Ich darf sagen, dass wir mit uns im Reinen sind. Der Druck auf uns ist nicht sehr gross. Dass es für Zürich anders aussieht, ist klar.»
Mit dem Start in die Saison 2015/16 ist Contini nur teilweise zufrieden. «In unserer Mannschaft kann ich eine Entwicklung feststellen», sagt der mittlerweile 41-jährige gebürtige Zürcher. «Wir sehen Perspektiven, und das ist ganz sicher positiv.» Das Negative ist für ihn die Zwischenbilanz von zwölf Punkten, die mit zwei Siegen und sechs Unentschieden zustande gekommen sind. «Das ist halt eindeutig zu wenig», sagt Contini. Es belohne die Leistungen der Mannschaft nicht genügend.
Costanzo passt menschlich zu Vaduz
Zu den von Contini angesprochenen Perspektiven gehört auch die Tatsache, dass die Vaduzer Ersatzbank immer stärker wird. Zuletzt erlaubte sich Contini, potentielle Leistungsträger wie Moreno Costanzo, Stjepan Kukuruzovic oder sogar den erfahrenen Captain Franz Burgmeier jeweils in der zweiten Halbzeit als Joker einzuwechseln. Muss man daraus schliessen, dass das als ein wenig fragil und launisch verschriene Talent Costanzo nach den wenig glücklich verlaufenen Engagements bei St. Gallen, den Young Boys und Aarau sich auch im Ländle nicht richtig wird durchsetzen können? «Auf keinen Fall», entgegnet Contini. «Ich bin sicher, dass Moreno bei uns das Umfeld findet, das für ihn am besten ist. Er passt menschlich ausgezeichnet zu uns.» Kaum einer wird es besser wissen als Contini, denn er war seinerzeit Costanzos Trainer bei den Junioren des FCSG.
Der als gewiefter Taktiker geltende Giorgio Contini vertritt die «zweite Philosophie»: mit Jungen arbeiten und Spieler integrieren, die sich bei andern Klubs nicht durchgesetzt haben. Seine «erste Philosophie», eine Mannschaft mit Geld und kostspieligen Transfers zusammenzustellen, kommt für den Klub aus dem weniger als 6000 Einwohner zählenden Hauptort Liechtensteins nicht in Frage.
FCZ muss Schwung nutzen
Ausgerechnet die höher eingestuften Young Boys haben dem FC Zürich zuletzt unfreiwillig auf die Sprünge geholfen. Die Zürcher kamen in Bern im Cup weiter und holten wenige Tage später ein schönes Unentschieden in der Meisterschaft, bei dem sie nah am Sieg waren. Zürichs Trainer Sami Hyypiä hatte bei seinem Amtsantritt wohl nicht vergeblich um ein wenig Geduld gebeten. Jetzt scheint sich die Arbeit des Finnen langsam auch in den Resultaten auszudrücken. Für den FCZ könnte das langersehnte Hoch im Anzug sein. Es gilt, den Schwung zu nutzen und gegen Vaduz den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. Die Zürcher würden damit die Rote Laterne an den Gegner weiterreichen.
Eine Art Spitzenkampf
Die Affiche Erster gegen Zweiter ist normalerweise attraktiv. Wenn aber wie im vorliegenden Beispiel Serienmeister Basel einen Vorsprung von 13 Punkten auf den «Verfolger» GC aufweist, muss man befürchten, dass das Schlagerspiel zu einer einseitigen Angelegenheit wird. Auch die jüngere Geschichte spricht nicht für GC. Der letzte Meisterschaftssieg der Zürcher in Basel geht auf den März 2010 zurück. Seither weisen die Basler fünf Siege und vier Unentschieden vor.
GC-Trainer Pierluigi Tami und seine Mannschaft haben die jüngste Heimniederlage gegen Thun verdaut. «Die Leistung war aus unserer Sicht korrekt, in Ordnung», sagt Tami. «Nur das Resultat stimmte nicht.» Im Match gegen Basel will er eine Mannschaft sehen, «die die Mentalität und die Verfassung mitbringt, um Basel herauszufordern.»
(cam/news.ch mit Agenturen)