Fussball: Basler Fans beendeten Spiel vorzeitig

Rund 100 Sicherheitsleute, doppelt so viele wie bei einem gewöhnlichen Meisterschaftsspiel, waren für die Basler Meisterparty im Thuner Lachen-Stadion aufgeboten worden. Doch auch 1000 hätten wohl nicht genügt, um die überbordenden Fans am Betreten des Rasens zu hindern. Als die Matchuhr 90 Minuten anzeigte, waren sie nicht mehr zu halten. Schiedsrichter Rutz aber hatte wenige Sekunden zuvor angezeigt, dass die Partie um fünf Minuten verlängert würde. Grund für die geplante Zusatzzeit war ein fünfminütiger Unterbruch in der 60. Minute, als die Basler Fans zur Meister-Polonaise rund um das Spielfeld gestartet waren und das Geschehen auf dem Platz gestört hatten.

An eine Fortführung der Partie in der 90. Minute war nicht mehr zu denken. Oberstes Ziel der Sicherheitsleute konnte es nur noch sein, das Schiedsrichter-Trio und die Spieler heil in die Kabine zu bringen. Schiedsrichter Rutz erklärte danach die Begegnung offiziell als beendet. Eine weise Massnahme angesichts der Vorgänge auf dem grünen Rasen. Längst waren die beiden Tore und die Tornetze durch chaotische Fans zerstört worden. Später zollten auch die beiden Spielerbänke und der Rasen der Zerstörungswut unbesonnener Chaoten Tribut.

Die Thuner Vereinsverantwortlichen gehen davon aus, dass sie die Schäden durch den FCB vergütet erhalten. Immerhin haben sie noch zwei Meisterschaftsspiele im Lachen-Stadion auszutragen, in denen sie den Ligaerhalt definitiv sicherstellen müssen. In neun Tagen steht das Heimspiel gegen Servette an.

Thun-Trainer Hanspeter Latour wollte sich nach der Partie nicht über den zu frühen Abpfiff aufhalten. Vielmehr machte er sich Gedanken über die ungenügende Stadionsicherheit: "Die Fans heute waren friedlich und fröhlich. Niemand musste Angst haben. In den meisten Stadien in der Schweiz aber sind solche Vorfälle nicht zu verhindern. Darüber muss man sich Gedanken machen."

Die Klub-Verantwortlichen der beiden Teams können sich glücklich schätzen, dass gestern nicht ein Spiel anstand, in dem es um "Alles oder Nichts" ging. Hätte Thun in dieser Partie den Ligaerhalt sicherstellen müssen, wäre der vorzeitige Abpfiff wohl nicht einfach so hingenommen worden. Die Begegnung hätte ganz bestimmt ein juristisches Nachspiel gehabt.

(von René Baumann, Thun/Si)