Fussball: Spritzkanne

Tschägg: Worüber?

Pögg: Über die Grasshoppers.

Tschägg: Die haben im Moment doch gar keinen Grund zum Lachen?

Pögg: Aber sie sind doch laut Blick nach der dritten Pleite zur Lachnummer geworden und er nennt sie jetzt auch nicht mehr Grasshoppers, sondern "Grassfloppers".

Tschägg: Ja, ist es jetzt mit dir schon so weit gekommen, dass du einen solchen Unsinn auch noch glaubst?

Pögg: Also, gerade berauschend haben sie bis jetzt ja wirklich nicht gespielt.

Tschägg: Es ist einfach unglaublich, was man mit 25 Buchstaben alles zusammenschreiben kann. Die „Analysen“ wechseln täglich.

Pögg: Intressant. Wie denn? .

Tschägg: „Hinten Chaos, vorne zwei Genies; zu viele Generäle auf dem Büro und zu wenig auf dem Platz; ein Hühnerhaufen; die jungen Spiele gestehen: wir haben Mühe mit dem Druck; Gamboa, der einzige “General“ auf dem Platz will gar keiner sein; es brodelt bei den Grassfloppers zwischen dem Trainer und seinem Star Nunez, frei nach Shakespeares „Wie es euch gefällt!“

Pögg: Aber dass die Mannschaft zumindest verunsichert ist, kannst du doch nicht wegleugnen.

Tschägg: Nein, aber merkst du denn nicht, dass es viel leichter ist, auf einer Mannschaft herumzuhacken als Handfestes anzubieten? Auf einer Mannschaft, die man erst vor kurzem noch als „verdienten Meister“ feierte.

Pögg: War denn das Spiel für dich eine Offenbarung?

Tschägg: Ich habe positive und negative Ansätze gesehen.

Pögg: Die da sind?

Tschägg: Die Rückkehr Gamboas gab der Verteidigung sicher mehr Stabilität. Einige Unsicherheiten sind aber sicherlich geblieben.

Pögg: Welche Unsicherheiten meinst du jetzt?

Tschägg: Die zahlreichen Ballverluste im Mittelfeld, die mangelnde Ordnung bei stehenden Bällen, die momentan zu geringe Durchschlagskraft des Sturms.

Pögg: Meinst du unter anderem den Freistoss, der zum 1:0 für Servette führte? Das war doch ein erfundenes Foul des Linienrichters.

Tschägg: Ach hör doch damit auf! Erfunden oder nicht, Fakt ist, dass sowohl Gamboa wie auch Eduardo stehen blieben und Aziawonou nicht am Einköpfeln hinderten.

Pögg: Chatruc ist kein Ersatz für Cabanas.

Tschägg: Das kann man doch nach fünf Spielen noch gar nicht beurteilen. Er hatte keine Ferien, wechselte das Land, muss sich an eine komplett andere Spielweise gewöhnen; seine Integration ist noch lange nicht vollzogen.

Pögg: Nunez bleibt auch mehr „hängen“ als ihm lieb ist, verliert öfters den Ball im Mittelfeld, was schon zu einigen unerwünschten Gegentoren führte.

Tschägg: Auch bei ihm ist zu bedenken, dass er keine Ferien hatte, erst zehn Tage vor Meisterschaftsbeginn wieder zur Mannschaft stiess, noch gar nicht in alter Frische „da“ sein kann. Er ist und bleibt aber wertvoll, vom Platz nehmen darf man einen solchen Spieler nicht, auch wenn er einen schlechten Tag erwischt.

Pögg: Ich habe gedacht, nur die Leistung zählt...

Tschägg: Eben, weil er jederzeit zu einem Geniestreich fähig sein kann, wie in der 93.Minute, als er den Freistoss zu Tararache schob, dessen Gewaltschuss zum wohlverdienten Ausgleich führte.

(Hans-Jörg Walthard/fussball.ch)