Fussball: Spritzkanne

Pögg: Ja natürlich. Der Lucien Favre hat doch in der Vorschau gesagt: „Wir müssen mehr in die Tiefe gehen und schneller in den gegnerischen Strafraum vordringen.“

Tschägg: Also, manchmal bezweifle ich, ob du je ein Schulzimmer von innen gesehen hast.

Pögg: Wieso? Ich will doch nur schauen, wie tief sie wirklich spielen.

Tschägg: Das ist bildlich gemeint. In die Tiefe spielen heisst, dem Stürmer den Ball mit einem Steilpass so geschickt zuzuspielen, dass er dank seiner Schnelligkeit allein auf den gegnerischen Hüter losziehen kann.

Pögg: Wieso schreiben sie’s denn nicht so?

Tschägg: Weil das viel zu kompliziert wäre.

Pögg: Was zu kompliziert? Der Rasen hat eine Tiefe, darunter ist Erde.

Tschägg: Eben.

Pögg: Was eben? Die können den Ball doch nicht in den Erdboden knallen.

Tschägg: Ich hab’s dir doch soeben erklärt. Du musst halt räumlich denken können, dreidimensional! Da hat die Ebene durchaus eine Tiefe.

Pögg: Geometrie war nie mein Fach.

Tschägg: Das brauchst du nicht hervorzuheben. In die Tiefe spielen ist zu einem fussballerischen Fachausdruck geworden, den jeder anwendet oder versteht.

Pögg: Tiefe hin oder her, ich hab jedenfalls nichts davon gesehen.

Tschägg: Das kann man von einem Banausen wie dir auch nicht verlangen. Hast du nicht mitbekommen, dass der FCZ nach etwa 8 Minuten schon 2:0 hätte in Führung liegen müssen?

Pögg: Hätte, aber nicht hat.

Tschägg: Chancen muss man sich erarbeiten, die werden einem nicht vom Gegner geschenkt.

Pögg: Manchmal schon, Fehler macht schliesslich jeder einmal.

Tschägg: Die ersten zehn Minuten haben die Zürcher zielstrebig den Weg nach vorne gesucht, nichts von nervenaufreibenden Rück- oder Querpässen.

Pögg: Nachher verfielen sie lange Zeit wieder in den alten Trott.

Tschägg: Dann warst du an einem andern Match. Xamax kam von der zwölften bis zur 33. Minute nur zu zwei Chancen.

Pögg: Wann?

Tschägg: In der zwölften Minute zischte ein Weitschuss Griffiths aus 28 Metern knapp neben das Tor, in der 28. Minute hätte sich Ojong beinahe mit einer raffinierten Körperdrehung im Strafraum durchgesetzt, sein Fallrückzieher ging hoch übers Tor.

Pögg: Taini hätte ihn gehalten.

Tschägg: Ja, er ist besser geworden, aber daran sind die Grasshoppers schuld.

Pögg: Jetzt hat’s dir aber total abgelöscht.

Tschägg: Nein, Taini wird seit Anfangs Saison vom ehemaligen Nationaltorwart der Hoppers, Martin Brunner trainiert.

Pögg: Der FCZ hat doch in dieser Phase nichts Konstruktives zustande gebracht.

Tschägg: Das sagst du, sie drückten ständig und erspielten sich zahlreiche Chancen. Bis dann endlich in der 33.Minute Keita mit seinem Hocheckschuss aus etwa 21 m wie ein Blitz aus heiterem Himmel das mehr als verdiente 1:0 erzielte.

Pögg: Das zeigt doch nur, wie schwach Xamax war.

Tschägg: Zieh nicht immer alles ins Negative. Freu dich doch am herrlichen Freistosstor Iodices aus 17 Metern und an der tollen Direktabnahme Chihabs.

Pögg: Aha, deswegen verabschiedete der Stadionsprecher die Zuschauer mit den Worten: „Mir händ e suuuupppppeeeer Mannschaft gseh.“

Zürich - Neuchâtel Xamax 3:1 (1:0)

Letzigrund. -- 5400 Zuschauer. -- SR Nobs. -- Tore: 33. Keita 1:0. 72. Iodice 2:0. 85. Ojong 2:1. 90. Chihab 3:1.

Zürich: Taini; Nef, Keller, Matic, Dal Santo; Simo, Dzemaili, Petrosjan (84. Abdi), Iodice; Keita (91. Guerrero), Chihab.

Neuchâtel Xamax: Bettoni; Oppliger, Barea, Portillo (46. M´Futi), Von Bergen; Zambaz, Mangane (45. Imaya), Forschelet, Wiederkehr; Ojong, Griffiths (71. Valente).

Bemerkungen: Zürich ohne Bastida, Muff, Sahdo, Tarone und Yasar (alle verletzt) sowie Gygax und Sanou (spielten mit dem Nachwuchs), Xamax ohne Bättig, Daffe, Delay und Rey (alle verletzt). Verwarnung: 39. Portillo (Foul).

(Hans-Jörg Walthard/fussball.ch)