Fussball: Spritzkanne

Pögg: Marcel Rohr hat im Blick geschrieben, die Super League sei ein Rohrkrepierer, da weiss man nie, wenn’s explodiert.

Tschägg: (lacht aus vollem Halse) Und du bist ihm wieder voll auf den Leim gekrochen. Die Super League kann doch nicht explodieren. Aber, um bei der Bildersprache zu bleiben: Die "Bombe" ist doch schon längst explodiert.

Pögg: Was für eine denn? Hab ich da was verpasst?

Tschägg: Zum Beispiel dass der FC Basel bei Halbzeit bereits 32 Punkte vor dem Schweizer Meister Grasshoppers liegt, dass er aber mit einem 40 Millionenbudget nur eine Runde später als die Zürcher aus dem Uefa-Cup ausschied. Wohlverstanden: ich rede vom Uefa Cup, nicht von der Champions League.

Pögg: Was heisst das jetzt wieder?

Tschägg: Es ist einfach eine Tatsache. Bei mir drängt sich die Frage auf, ob man dieses frühe Ausscheiden nicht billiger hätte haben könnte?

Pögg: Und wie, bitteschön, soll das denn zu bewerkstelligen sein?

Tschägg: Indem man nicht unrealisierbaren Träumen nach hängt, sondern die schweizerische Realität akzeptiert und sie bei der Planung auch berücksichtigt.

Pögg: Du willst also sagen, der FCB und GC hätten sich überschätzt?

Tschägg: Vergleiche einfach einmal ihre diesjährigen mühsamen Auftritte sowohl in der Campions League als auch im Uefa-Cup. Den (zu) hochgeschraubten Erwartungen konnten sie nie gerecht werden.

Pögg: Da war doch auch viel Pech dabei.

Tschägg: Sie sind ausgeschieden, nur das zählt am Ende.

Pögg: Aber heute haben die Grasshoppers gegen YB besser gespielt als die Basler gegen St. Gallen.

Tschägg: Was sind das wieder für Pfahlbauervergleiche?

Pögg: Basel bekundete gegen St. Gallen grosse Mühe während dem die Grasshüpfer ihren Gegner zeitweise an die Wand spielten. Wenn sie alle hochkarätigen Chancen verwertet hätten...

Tschägg: Da kommt wieder dein vielgerühmtes "hätten". Sie lagen ja dreimal in Führung und gewannen trotzdem nicht.

Pögg: Daran ist auch das Spielleitertrio schuld.

Tschägg: Um es klarzustellen: Die Zürcher hätten ihre fünf wirklich hochkarätigen Chancen in der ersten Halbzeit verwerten müssen. Aber entgegen meinen Gepflogenheiten muss ich dir für einmal Recht geben: Was sich die beiden Linienrichter und der Spielleiter gestern leisteten, war etwas vom Miserabelsten, was ich je gesehen habe.

Pögg: Ihre Entscheide haben den Spielausgang beeinflusst.

Tschägg: Etwas krass ausgedrückt. Tatsache ist: Schiedsrichter Salm pfiff sehr inkonsequent und verunsicherte die Spieler auf beiden Seiten.

Pögg: Beispiele?

Tschägg: Nur eines von vielen: In der 18. Minute wurde Gane gefoult, der Referee liess laufen und verwarnte ihn drei Sekunden später für das gleiche Foul.

Pögg: Gane erzeugte in der zweiten Halbzeit den meisten Druck, der hätte doch in der 53. Minute nicht des Feldes verwiesen werden dürfen.

Tschägg: Er war bereits verwarnt und nach zwei kurz vorher aberkannten Offside-Toren von ihm hätte er sein Tor nicht so übermässig bejubeln dürfen.

Pögg: Besonderes feinfühlig war der Entscheid nicht.

Tschägg: Dafür regelkonform. Carlos Bernegger sagte dazu: Ich liebe Emotionen und Leidenschaft. "Sollen wir Fussball in der Kirche spielen und dann nach jedem Tor einfach Amen sagen?"

(Hans-Jörg Walthard/fussball.ch)