«Grande BL3RIM!»

Nur die Schlusspointe gehörte dem Uru Edinson Cavani, der bei der «Società Sportiva Calcio» für üblicherweise exklusiv für die Unterhaltung zuständig ist. Der erst am späten Freitagabend aus Chile eingeflogene Topskorer vollendete mit seiner Doublette, was Dzemaili vorher für den Matador im grossartigen Stil vorbereitet hatte. Der Schweizer bestimmte das Drehbuch Napolis bis zum 3:3 nahezu im Alleingang. Mit seinen Treffern zum 1:0, 2:1 und 3:3 schrieb er ein Stück neapolitanische Fussball-Geschichte - fast so wie Diego Armando Maradona einst im Februar 1985 mit einem Hattrick gegen Lazio.

Ausgerechnet im «Olimpico» und gegen Torino, wo er seine wegen Knieproblemen beeinträchtigte Karriere 2008 schon einmal neu lanciert hatte, trumpfte die Nummer 20 auf wie nie zuvor seit ihrer Ankunft in Italien. Demut überkam Dzemaili nach seiner spektakulären Gala: «Ich will mich bei Urbano Cairo bedanken, der hier einst an mich glaubte und mir sehr geholfen hat.» Der Torino-Besitzer hatte ihn im Spätsommer vor fünf Jahren aus der Sackgasse von Bolton gelotst.

«Società Svizzera Calcio»

Dzemaili blieb im grellsten Augenblick seiner Serie-A-Karriere bemerkenswert still. Der Zürcher, den viele Kritiker immer wieder (zu früh) als Transfer ohne speziellen Wert abstempeln, der im Schweizer Nationalteam oft nur als vernachlässigbare Grösse wahrgenommen wird und für den vorletzten Samstag auch auf Zypern keine Rolle vorgesehen war, genoss den persönlichen Effort ohne Wortschwall.

An der Kreation positiver Schlagzeilen in eigener Sache mochte er sich nach der «Tripletta» nicht auch noch verbal beteiligen. Er überliess das Feld anderen - zum Beispiel den euphorisierten italienischen Kommentatoren. Von der «Gazzetta dello Sport» bis zu den Turiner Experten von «Tuttosport» hoben Dzemaili allesamt aufs oberste Podium: «Taktisch intelligent, fantasievoll, gerissen, grossartig.»

Gökhan Inler, der seit Tagen an Fussschmerzen leidet, verfolgte den grandiosen Aufritt seines Teamkollegen von der Ersatzbank aus. Auf Twitter fand der Captain der Schweizer Nationalmannschaft die perfekte Wortkombination: «Grande BL3RIM!» Er attestierte seinem früheren FCZ-Partner, «super und sensationell» gespielt zu haben.

Fokus auf das Spiel gegen Milan

Die grosse Figur Napolis freute sich über den sympathischen Zuspruch aus den eigenen Reihen, richtete den Fokus aber bereits auf die kommenden Herausforderungen und zog es trotz der Welle von Komplimenten vor, auf die taktischen Defizite hinzuweisen: «Wenn man künftig Grosses leisten will, können wir nicht auf diese Weise drei Tore hinnehmen.»

Dzemaili dachte dabei an die AC Milan: «Wir müssen es machen wie sie. Nach dem 1:0 in Verona haben sie die Defensive verstärkt.» Am 14. April kommt es im San Siro zum Gipfel um den zweiten Champions-League-Platz. Für Dzemaili steht das Duell mit den Rossoneri im Vordergrund - und nicht mehr der Scudetto: «Juventus noch abzufangen, scheint kaum mehr möglich zu sein.» Die Message aus der Zentrale der «Società Svizzera Calcio» ist womöglich angekommen.

(fest/Si)