Josip Drmic (23) hat grosses Pech. Eigentlich wäre es sein Plan gewesen, von Gladbach bis zum Saisonende nach Hamburg zu wechseln und beim HSV auf die Überholspur zu wechseln, um sich für die EM so richtig in Torlaune zu bringen. Doch es kam alles anders. Im Spiel bei Bayer Leverkusen zieht sich der Stürmer einen Knorpelschaden im rechten Knie zu. Das Aus für die Träume beim HSV, das Aus für die EM.
Im Interview bei der «Sport Bild», spricht der Pechvogel nun über seinen Schicksalsschlag und wie er damit fertig wird.
Die Verletzung ist fies, man sah sie Drmic im Spiel nicht an. Die Diagnose folgte erst am Tag darauf: «Es war an unserem Strafraum im Zweikampf mit Bayers Frey. Ich weiss nicht, ob ich hängen geblieben bin oder einen Schlag abbekommen habe. Ich habe nichts gespürt, bin weitergerannt. Während der Rückfahrt mit dem Bus ist das Knie angeschwollen. Als wir in Hamburg angekommen waren, wurde ich untersucht: die üblichen Bewegungen, um zu überprüfen, ob etwas mit dem Meniskus oder dem Kreuzband ist. War alles in Ordnung. Am nächsten Morgen bin ich ins Krankenhaus gefahren. Nach der Untersuchung habe ich schon in den Augen unseres Arztes gesehen, dass es etwas Schlimmes ist. Dann sagte er: »Der Knorpel«.»
An den ersten Gedanken nach dieser Diagnose kann er sich nicht genau erinnern: «Filmriss. Ich war total fertig, tief enttäuscht. Beim HSV hatte ich meine Einsätze, war auf einem guten Weg, wollte zur EM. Mit einem Schlag war alles weg, was ich mir erträumt hatte.»
Das zu verarbeiten sei nicht leicht, doch Drmic findet Trost im Glauben: «Ich versuche, positiv zu denken. Am Anfang habe ich mich immer wieder gefragt: Warum ist das passiert? Ich habe auch geweint. Mir ist etwas weggenommen worden.Nicht nur die EM. Mir wird ein Teil meiner Karriere weggenommen. Vielleicht war es ein Zeichen von oben. Alles hat seinen Grund. Und Verletzungen sind ein Teil des Fussballs. Nehmen wir Marco Reus. Der hat sich direkt vor der WM 2014 verletzt. Jetzt hat es mich erwischt..» Auf die Frage, ob er gläubig sei, sagt Drmic direkt: «Ja, sehr!»
Die Eltern, die in Kroatien wohnen und eigentlich einen Urlaub in Bosnien geplant hätten, seien sofort ins Auto gestiegen, um ihrem Sohn in Hamburg zur Seite zu stehen. Aber auch aus seinem Stammteam Gladbach, seinem Ex-Klub Leverkusen und natürlich aus den Reihen des HSV sei viel Beistand gekommen, was Drmic sehr glücklich gemacht habe.
Auf die Frage, was er aus Hamburg mitnehmen kann, sagt der ehemalige FCZ-Stürmer: «Sehr viel. Ich hätte gerne mit Bruno Labbadia weitergemacht. Er ist sehr speziell. Ihm ist anzumerken, dass er Stürmer war. Er ist extrem ehrgeizig. Das gibt er einem Spieler mit. Er hat viel mit mir gesprochen und viel mit mir trainiert. Wir haben zum Beispiel jeden Tag Torabschlüsse geübt. Ich war einfach glücklich in Hamburg. Es ist schade, dass es so enden musste.»
Drmic glaubt nicht daran, dass er in der nächsten Saison in Hamburg spielen wird. Er wolle sich in Gladbach durchsetzen, wo er einen Vertrag bis 2019 hat. Nun darf er während einer sechswöchigen Eigenblut-Therapie das Knie nicht belasten. Er hat ein Sommerziel: «Ich hoffe, dass ich im Juli, wenn die Vorbereitung losgeht, zumindest auf dem Platz laufen kann. Das ist mein grösster Wunsch.»
(dsi/fussball.ch mit Agenturen)