Keine falsche Ehrfurcht

Es wäre gewiss vermessen, das Schweizer Team nur aufgrund der Ergebnisse des ersten Spieltages in der Gruppe F zum Favoriten zu erklären. Vier Tage nach dem 2:1 gegen Südkorea ist der Equipe von Pierre-André Schürmann gleichwohl ein zweiter Coup zuzutrauen, zumal der vierfache Junioren-Weltmeister gegen Nigeria mit einem torlosen Remis dem hohen Anspruch nicht genügte.

Schürmann relativierte den Optimismus: "Sie werden sich steigern. Vergessen wir eines nicht, Brasilien besitzt eine der grössten Junioren-Bewegungen überhaupt."

Doch selbst der in aller Regel betont vorsichtig artikulierende Schürmann schloss aus, sich ausschliesslich am Kontrahenten mit dem grossen Namen zu orientieren. "Wir haben eine Struktur im Team und werden unsere Art des Fussballs nicht ändern." Welche elf Spieler die eingeschlagene Linie fortführen werden, liess der Romand weitgehend offen. Denkbar wäre eine minim defensivere Variante mit einem Fünfermittelfeld und nur einer Spitze (Johan Vonlanthen).

Lopar verletzt

Unwiderruflich ist im Personalsektor deshalb erst, dass Daniel Lopar wegen eines Bänderanrisses im Schulterbereich mindestens während einer Partie pausieren muss. Nach dem Vorliegen der Röntgenbilder entschied sich der Schweizer Stab für einen Einsatz des U17-Europameisters Swen König. Das Risiko, auf den spürbar angeschlagenen Wiler Torhüter zu setzen, erachteten die Schweizer auf diesem Niveau zu Recht als nicht verantwortbar.

Entscheidendes -- vor allem gegen einen Widersacher vom Format Brasiliens -- wird abermals von der Besetzung des Mittelfeldes abhängen. Blerim Dzemaili, der zusammen mit dem weiterhin leicht handicapierten Johann Djourou das defensive Zentrum bildet, geht nicht von erheblichen taktischen Änderungen aus.

Von einer klassischen Besitzstandswahrung hält der gebürtige Mazedonier wenig. "Wir können uns doch nicht einfach nur auf unsere gute Ausgangslage verlassen, sondern müssen mit der Einstellung beginnen, die Partie gewinnen zu wollen", fordert der Stadtzürcher mit dem Selbstbewusstsein des Startsiegers.

Blonder Ideenproduzent

Dzemailis hohe Erwartungshaltung ist mit jener von Reto Ziegler deckungsgleich. Der Ideenproduzent war mit zwei smarten Assists wesentlich am idealen Start ins Turnier beteiligt. Sein attraktiver und extrovertierter Stil passt exakt zum positiven Eindruck der aktuellen U20-Generation.

Der blonde Tottenham-Professional war gegen Südkorea im linken Couloir nicht zu stoppen und verschaffte dem Schweizer Angriffsspiel mit seinen Rhythmus- und Positionswechseln zur richtigen Zeit die entscheidenden Impulse. Der A-Internationale fühlt sich im Kreis der Copains wohl, weil auch er den unerhörten Zusammenhalt der Junioren spürt; der Spass am Spiel eint das gesamte WM-Kader.

Uninspirierte Brasilianer

Im Lager der "Seleção Sub-20" hielt sich die Begeisterung bisher in Grenzen. Der Nachwuchs aus dem Land des fünffachen Weltmeisters wirkte gegen die rustikalen Nigerianer überraschend uninspiriert.

Raum zur Verbesserung ist indes vorhanden, das war selbst beim schwachen ersten Auftritt zu erkennen. Coach Rene Weber weiss, dass "wir gegen die Schweizer bedeutend besser spielen müssen, wenn wir gewinnen wollen". Die Vorstellung der SFV-Junioren hat selbst ihn beeindruckt.

Schweiz - Brasilien
Emmen Stadion. -- SR Mark Shield (Au). -- 17.30 Uhr (live auf SF2).

Mögliche Schweizer Startformation: König; Barnetta, Salatic, Senderos, Bühler; Dzemaili, Djourou; Schwegler, Zambrella, Ziegler; Vonlanthen.

Bemerkung: Schweiz ohne Lopar (leichter Bänderanriss in der Schulter).

(von Sven Schoch, Emmen/Si)