«Kirche 08»: Christliche Leidenschaft für den Ball

Das ökumenische Projekt trägt den Titel «Kirche 08 - am Ball seit 2008 Jahren» und richtet sich an die Spieler und Gäste in den acht Host Cities der Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich.

Die Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen hofft, dass der eigens angefertigte Fan-Schal mit der Aufschrift «Kirche 08» von möglichst vielen Leuten getragen wird.

Das Projekt sei keine Marketing-Aktion, betont Walter Müller, Sprecher der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK). «Gläubige und weniger Gläubige werden sich in der Schweiz zu Momenten mit grossen Emotionen treffen. Unter ihnen wird es Tausende von Menschen mit Problemen und alle möglichen seelsorgerischen Notfälle geben, um die wir uns kümmern müssen.»

Die Spieler können sogar eine Begleitung nach Mass beanspruchen. «Unser erster Reflex war, den beteiligten Mannschaften eine seelsorgerische Betreuung anzubieten», erklärt der SBK-Sprecher. Zumal viele Spieler Katholiken seien.

Genf: Calvin wichtiger als EURO

Nicht alle Host Cities in der Schweiz beteiligen sich jedoch in gleichem Mass am Projekt «Kirche 08». Nach dem Aufwand für das Taizé-Treffen in Genf Ende 2007 konzentrieren sich die Genfer Protestanten auf die Vorbereitung des 500. Geburtstags Calvins im Jahr 2009, wie Pfarrer Blaise Menu erklärt. Es gebe kein spezielles Budget für die EURO.

Der Genfer Verantwortliche versucht dennoch, ein paar Abende mit Fussballspielern auf die Beine zu stellen. Die Sportler sollen erzählen, wie sie ihre Leidenschaft für den Ball mit dem christlichen Glauben vereinen können. Für Notfälle werde ausserdem eine Klause eingerichtet, aber das müsse reichen, sagt Menu.

Die Christen in Zürich seien da viel aktiver, sagt Menu weiter. Dort gebe es beispielsweise ein Zentrum, wo die 800 freiwilligen EURO-Helfer «sich austauschen und auftanken» könnten. «In Zürich engagiert sich die Kirche viel mehr in der Gesellschaft als in Genf. Vielleicht weil dort die Kirche und der Staat nicht getrennt sind», mutmasst der Genfer Geistliche.

Anpfiff mit Gottesdienst am 25. Mai

Mit 600'000 Franken übernehmen die Zürcher Kirchen den Löwenanteil des gesamten Budgets von 750'000 Franken, das für «Kirche 08» vorgesehen ist, sagt Simon Weber, Sprecher des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK).

Angepfiffen wird die ganze Aktion am 25. Mai in Zürich mit einem nationalen ökumenischen Gottesdienst im Grossmünster. Auch Bundesrat und Sportminister Samuel Schmid wird erwartet. Die Feier soll Menschen jeder Herkunft im Gebet für eine erfolgreiche Europameisterschaft vereinen.

Zwei Tage später wird eine interreligiöse Fussballmannschaft zeigen, wie ein harmonisches Miteinander von Religionen und Kulturen aussehen kann: Sie tritt in Bern-Liebefeld gegen den FC Nationalrat an.

Auch Rabbiner seien mit von der Partie, sagt Alfred Donath, Präsident des Schweizerischen Israelitsichen Gemeindebunds (SIG). Die Juden haben jedoch nichts spezielles für die EURO 2008 vorbereitet. Nichts geplant haben auch die Muslime, wie Ibrahim Salah, Sprecher der Vereinigung der muslimischen Organisationen in der Schweiz.

(von Sophie Alix/sda)