Luka Modric auf dem Weg nach ganz oben

publiziert: Freitag, 20. Jun 2008 / 15:35 Uhr

Als Kroatiens Nationaltrainer Slaven Bilic vor EM-Beginn sagte, Luka Modric sei der beste Mittelfeldspieler Europas, lächelten viele Experten. Mittlerweile liegt das, was als masslose Übertreibung gewertet wurde, nicht mehr so fern.

Luka Modric gilt als höflicher, introvertierter Mensch ohne Allüren.
Luka Modric gilt als höflicher, introvertierter Mensch ohne Allüren.
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Das «Alpha und Omega» (Bilic), «Österreich hat Mozart, wir haben Modric» (Miroslav Blazevic), «das hochbegabte Leichtschwergewicht» oder «Genius» sind einige Beschreibungen von Kroatiens begabtestem Fussballer seit Jahren.

Der 22-jährige Luka Modric geniesst im Land, das den Superlativ gerne überstrapaziert, eine Wertschätzung, die von Vergötterung nicht weit entfernt ist. Dabei ist Modric, eher schmächtig gebaut und mit blonden, halblangen Haaren, von Natur aus nicht jener Typ, der die Öffentlichkeit mit Storys aus seinem Privatleben unterhält. Er gilt als höflicher, introvertierter Mensch ohne Allüren.

Wenn er nach Johan Cruyff befragt wird, kann Modric leicht genervt reagieren. Die äusserliche Ähnlichkeit, die Parallelen als Spielmacher auf dem Platz, die gleiche Trikotnummer, vieles erinnert sehr wohl an den legendären Holländer.

«Ich habe mal zufällig die Nummer 14 bekommen. Seitdem werde ich mit Cruyff verglichen - auch äusserlich. Dabei ist das doch Zufall», sagt er. Aussagen über sich selber sind Modric peinlich, er will, so abgehalftert es klingt, einfach Fussball spielen.

Als Kriegsflüchtling nach Zagreb

Dass er Durchsetzungsvermögen und Talent hat, stellte Luka Modric oftmals und in ungewohnter Umgebung unter Beweis. Als vor 16 Jahren auf dem Balkan Krieg herrschte, erhielt er mit seiner flüchtenden Familie - der Grossvater war umgebracht worden - Unterschlupf in einem Hotel in seiner Heimatstadt Zadar. «Er spielte nonstop Fussball, überall», erzählte ein Hotelsprecher der «Süddeutschen», «er machte mehr Fenster kaputt als alle Bomben.»

Später brachte sein Vater Geld auf, ihn in ein Camp zu schicken. Er kam via Zadar als Jugendlicher in die Hauptstadt Zagreb, wo er als 16-Jähriger bei Dinamo seinen ersten Profivertrag unterschrieb. 2003 wurde er in die bosnische Provinz abgeschoben, um bei Zrinsjki Mostar Spielpraxis und Erfahrung zu sammeln.

Sogleich prägte er die knochenharte Liga mit ihren rustikalen Verteidigern («wer sich dort durchsetzt, schafft es überall»), wurde mit knapp 18 Jahren zum «Spieler der Saison» gewählt und kehrte nach Kroatien zurück. Als er ein Jahr darauf, erneut als Leihspieler, den Provinzklub Inter Zapresic auf Rang 2 der höchsten Spielklasse führte, holte ihn Dinamo Zagreb zurück und stattete ihn wohlwissend um das aufkeimende Interesse westeuropäischer Vereine mit einem Vertrag bis 2015 (!) aus.

Als Star nach London

Die Fähigkeiten des «Zauberlehrlings» mit der stupenden beidfüssigen Technik und der Gabe, seinen Mitspielern die Pässe nach einer lauten Voraussage millimetergenau in den Lauf zu spielen, trieben bei gewissen Vereinen aus England seit Winter sonderbare Blüten. So soll Chelseas Präsident Roman Abramowitsch fünf Millionen Euro offeriert haben, um überhaupt das erste Vertragsangebot für Modric machen zu dürfen.

Die Anfrage wurde abgelehnt, Dinamos Manager sagte: «Herr Abramowitsch wird für jedes einzelne Kilo von Luka Modric bezahlen.» Nun, schon vor der EM sicherten sich die Tottenham Hotspur die Dienste des 65 Kilo schweren Regisseurs - für die kroatische Rekordsumme verhältnismässig bescheidenen rund 23 Millionen Euro.

Die Verpflichtung des ehemaligen U21-Captains, der mit Dinamo in vier Saisons 31 Treffer und 29 Assists erzielte, drei Meistertitel und zwei Mal den Cup gewann, dürfte sich für die «Spurs» als genialer Schachzug erweisen. Denn kann Modric seine gegen Österreich, vor allem aber gegen Deutschland gezeigte Leistung wieder abrufen, wird sein Marktwert nach der EURO weiter steigen.

< Und er hat die Möglichkeit, nach der unglücklich verlaufenen WM 2006 innerlich Frieden zu schliessen. Damals hatte Nationaltrainer Zlatko Kranjcar seinen Sohn Niko dem ein Jahr jüngeren Modric (nur 30 Minuten Einsatzzeit in zwei Partien) vorgezogen. Bilic lässt die beiden Offensivakteure nun gemeinsam spielen. Kranjcar jr. ist ein Fan seines kongenialen Partners: "Er ist der neue Superstar des kroatischen Fussballs."

(von Stefan Baumgartner, Wien/sda)

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