«Mir ist es egal ob Deutschland rausfliegt»

Trainer Joachim Löw, nach den durchschnittlich erreichten Punkten der bisher erfolgreichste Coach der gesamten DFB-Geschichte, müsste bei einem Ausscheiden sein Amt nach knapp vier Jahren wohl sofort zur Verfügung stellen, wie Rudi Völler 2004 in Portugal.

Damals war Deutschland an der Europameisterschaft in der Gruppenphase ausgeschieden. Doch im Moment müssen Löw solche Dinge noch nicht beschäftigen. Er vertraut daraf, dass seine junge Mannschaft auch dieses Mal alles gerade biegt: «Ich habe mehr Freude als Angst.»

Es geht um alles

Mit dem 4:0-Startsieg gegen Australien startete Deutschland wie eine Rakete, aber durch das 0:1 gegen Serbien büsste der Erfolgs-Jet merklich an Flughöhe ein. Nun geht es im 'Endspiel' der Gruppe D gegen Ghana um alles. Löw hatte sich den Gegner beim 1:1 gegen Australien angesehen und gesehen, dass sie in der «Abwehr verwundbar» sind.

Klose gesperrt

Dieses Manko kann indes der gesperrte Miroslav Klose nicht ausnutzen. Im deutschen Angriff kommt deshalb Cacau zum Zug. Der gebürtige Brasilianer von Christian Gross' VfB Stuttgart erklärt in deutscher Selbstverständlichkeit: «Es gibt keinen Zweifel, dass wir es schaffen.»

Im Gegensatz zu England besitzt Deutschland auch noch eine Hintertüre, die begehbar scheint: Auch ein Remis gegen Ghana könnte noch reichen. Voraussetzung wäre ein gleichzeitiges Unentschieden im zweiten Gruppenspiel zwischen Australien und Serbien oder aber ein Sieg der Australier (sofern diese nicht mindestens sieben Tore schiessen).

Kevin-Prince Boateng

Die Partie gegen Gruppen-Leader Ghana erhält durch Kevin-Prince Boateng zusätzliche Brisanz. Der Halbbruder des bei Deutschland auf der Bank sitzenden Jerome Boateng war es, der mit einem bösen Foul im englischen Cupfinal die WM-Träume von Michael Ballack beendet hatte. Der 23-Jährige, ein gebürtiger Berliner, hatte vor seinem Wechsel ins afrikanische Team in der deutschen Nachwuchs-Auswahl für Furore gesorgt. Nun sagt er keck: «Mir ist es egal, ob Deutschland rausfliegt.»

In Serbien wurde nach dem unerwarteten 1:0 gegen Deutschland mit viel Patriotismus und teilweise derbem Vokabular gefeiert. Keiner zweifelt mehr am Vorstoss in die Achtelfinals. Doch es braucht heute in Nelspruit auch noch einen Sieg gegen Australien. Ein Remis würde nur im Fall einer deutschen Niederlage reichen. Angst haben die Serben aber nur vor Sperren. Gleich sechs Stammspieler, darunter die komplette Vierer-Abwehrkette, wären bei einer weiteren Gelben Karte für die Achtelfinals gesperrt. Trainer Radomir Antic hat deshalb schon in Erwägung gezogen, den einen oder anderen Spieler auf der Bank zu belassen.

Australien besitzt vor allem wegen der 0:4-Schlappe im Startspiel gegen Deutschland nurmehr eine kleine Aussenseiter-Chance. Nur wenn Ghana die Deutschen schlägt, können die 'Aussies' mit einem Sieg gegen Serbien die Achtelfinals noch erreichen.

(sl/Si)