Mit neuer Nummer 1 gegen England

publiziert: Mittwoch, 6. Feb 2008 / 00:02 Uhr

Nachdem der Schweizer Fussball-Verband die Frage um Hitzfeld geklärt hat, ist auch die Zeit der Spekulationen über den Goalie des Nationalteams zu Ende gegangen: Köbi Kuhn setzt ab sofort auf den Wolfsburger Keeper Diego Benaglio. Gegen England steht die neue Nummer 1 erstmals im Brennpunkt.

Gegen England steht Keeper Diego Benaglio erstmals im Brennpunkt.
Gegen England steht Keeper Diego Benaglio erstmals im Brennpunkt.
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120 Tage vor dem Kick-off zur Euro gegen die Tschechen fällte Köbi Kuhn den ersten kapitalen Personalentscheid. Der Schweizer Selektionär entschied sich für die Jugend und gegen die (WM-)Vergangenheit der langjährigen Nummer 1 Pascal Zuberbühler. Rund 19 Monate und acht Länderspiele nach seinem Debüt in der zweiten Halbzeit gegen China (4:1) schenkte Kuhn dem Jüngsten des Schweizer Torhüter-Trios das Vertrauen.

«Nach der WM habe ich mich für das Rotationsprinzip entschieden und sozusagen die Türe für die Zukunft geöffnet», erläuterte Kuhn im glamourösen Ballsaal der Schweizer Luxus-Unterkunft in London zur Mittagszeit seinen Entscheid, den er den Goalies in einem 20-minütigen Gespräch am Morgen in seiner Suite persönlich mitgeteilt hatte. Vor allem Zuberbühler hatte offenbar eheblich mit grosser Enttäuschung zu kämpfen, trug aber seine «Degradierung» (vorerst) mit sportlicher Haltung.

In der Abwägung der «verschiedenen Parameter» (Kuhn) rückte Benaglio im internen Ranking überraschend an «Zubi» und Fabio Coltorti vorbei auf Platz 1 vor. An der aktuellen Konstellation ist unter normalen Umständen nicht mehr zu rütteln, ausser Benaglio leiste sich in den restlichen vier Tests erhebliche Schwächen. Damit befasst sich Kuhn jetzt selbstredend nicht: «Er ist ein hochtalentierter Goalie. Sein Charakter, seine Ruhe, seine positive Körpersprache sind für das Team ein Gewinn.»

Anders als bei wichtigen Personalien der jüngeren Vergangenheit sickerten bis zur persönlichen Bekanntgabe durch Kuhn keine Informationen durch. In den Medien wurde bis zur letzten Minute vor allem spekuliert und tendiert. Nicht einmal Kuhns engste Vertraute wussten über den mutigen Entschluss des Zürchers Bescheid -- das spricht zweifelsfrei für Kuhn.

Diverse Stammspieler fehlen

Vor Benaglio wird heute Mittwoch Abend im Wembley noch nicht jene Equipe stehen, mit der auch im EM-Eröffnungsspiel am 7. Juni zu rechnen ist. Zu viele mögliche Titulare fehlen in England. Erst im März, beim Basler Rendez-vous mit den Deutschen, plant Kuhn mit einem «grösseren und gewichtigeren Kader». Seine Ideal- oder gar Wunschformation steht ihm derzeit aus medizinischen Gründen nicht zur Verfügung.

Alex Frei, der unumstrittene Captain und Topskorer, stand für Dortmund nach monatelanger Absenz erst vor wenigen Tagen wieder auf dem Rasen. Gleiches ist aus Stuttgart zu vermelden: Ludovic Magnin, links in der Verteidigung im Normalfall gesetzt, verringert derzeit beim VfB seinen Trainingsrückstand. Andere wie Marco Streller -- 2007 der beste Torschütze der SFV-Auswahl -- oder die Stammverteidiger Johan Djourou und Philipp Degen sind verletzt. Blerim Dzemaili sitzt in Bolton nur auf der Tribüne.

Kuhn muss deshalb (wieder einmal) notgedrungen Umstellungen vornehmen. Im linken Couloir wird Christoph Spycher hinter Tranquillo Barnetta verteidigen. Rechts steht Stefan Lichtsteiner in der Defensive eher zur Debatte als der Römer Rückkehrer Valon Behrami. Im offensiven Mittelfeld dürfte Johan Vonlanthen gesetzt sein. Das gilt auch für das zentrale Duo Fernandes/Inler. Neben dem «Captain Nummer 3» Philippe Senderos wird Kuhn wohl auf Mario Eggimann setzen.

Offen ist, wer den Part des Regisseurs hinter der Spitze (Blaise Nkufo) spielt. Hakan Yakin rückte fitter ein als auch schon. Der Spielmacher der Young Boys bietet in der Super League seit Monaten erstklassige Leistungen und führt die Torschützenliste an. Die Frage wird sein, ob Yakin auf bedeutend höherem Level ähnliche Akzente setzen kann. Im Klub-Fussball liegen jene (Basler) Glanzzeiten ein paar Jahre zurück.

Zur Diskussion steht auch, ob Kuhn im System mit einer Sturmspitze in der Kreativabteilung den erst 24-jährigen Xavier Margairaz dem bald 31-jährigen Yakin vorzieht -- und ein weiteres Mal auf die Karte «Jugend» setzt. Oder riskiert der Schweizer Selektionär gar mehr? Denkt er ausgerechnet im Duell mit einem europäischen Schwergewicht an einen Zweier-Sturm?

Englische Tariferklärung

Unbesehen von allen taktischen Fragen steht den Schweizern im brandneuen Fussball-Tempel Wembley ein ungemütlicher Abend bevor. «Die Engländer werden uns den gültigen EM-Tarif vorgeben», warnte Kuhn seine Spieler vor. Im ersten Auftritt seit dem schmerzhaften Out in der EM-Ausscheidung und dem 2:3 gegen Kroatien ist für die Millionäre aus der Premier League ein positives Signal von höchster Bedeutung.

Beim Debüt von Coach Fabio Capello will sich jeder von der besten Seite präsentieren, die Bewerbungsphase für die WM-Qualifikation läuft. Und seit 1946 ist England nie mit einer Niederlage zu einer neuen Trainer-Ära gestartet. Kein Engländer wird die Schweizer Aussenseiter unterschätzen. «Es wird ein gutes EM-Warm-up sein -- für die Schweiz», stellten die Kommentatoren der BBC mit sarkastischem Unterton fest.

England - Schweiz

Wembley, London. -- 21.00 Uhr. SR Brych (De).

England: James; Richards, Woodgate, Ferdinand, Ashley Cole; Bentley, Jenas, Gerrard, Ashley Young; Rooney, Owen.

Schweiz: Benaglio; Lichsteiner, Senderos, Eggimann, Spycher; Inler, Fernandes; Vonlanthen, Yakin, Barnetta; Nkufo.

(von Sven Schoch/Si)

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