Nullnummer in Madrid, Mini-Sieg für Juve

Es passte zum Spiel mit bescheidenem Unterhaltungswert, dass das einzige Tor auf einen Penalty hin zustande kam. Auch anhand von Fernsehbildern aus verschiedenen Winkeln war nicht auszumachen, ob Monacos portugiesischer Innenverteidiger Carvalho den aufs Tor ziehenden Alvaro Morata wirklich zu Fall gebracht hatte. Überdies war nicht ganz klar, ob die Aktion im Strafraum oder kurz davor begonnen hatte. Der tschechische Schiedsrichter Pavel Kralovec erkannte jedenfalls auf Foul im Sechzehner, und Arturo Vidal verwertete den Foulpenalty souverän. Es war das erste Champions-League-Tor des chilenischen Starspielers in dieser Saison.

In der relativ ereignisarmen ersten Halbzeit hätte Monaco in Führung gehen müssen. Der belgische Junginternationale Yannick Ferrerira-Carrasco vergab jedoch nach zehn Minuten eine hochwertige Chance. Für Juventus scheiterte Carlos Tevez, der im Achtelfinal-Rückspiel in Dortmund zweimal getroffen hatte, nach 26 Minuten ebenfalls in sehr aussichtsreicher Position. Unmittelbar vor der Pause verzog Vidal einen Schuss aus spitzem Winkel am Lattenkreuz vorbei. Zu diesem Zeitpunkt wäre eine Führung der Turiner bereits verdient gewesen.

Monaco, der einzige diesjährige Champions-League-Viertelfinalist ohne Europacup-Titel in der Klubgeschichte, versuchte den favorisierten Gegner mit einer Startoffensive zu überrumpeln. Nach der ersten Viertelstunde jedoch flauten die Bemühungen der Monegassen ab, während Juve seinerseits zusetzte.

Stephan Lichtsteiner spielte auf Juves rechter Verteidigerposition lange Zeit eher unauffällig. Er liess sich keine Fehler zuschulden kommen, entwickelte aber andererseits in der Offensive nicht so viel Wirkung wie auch schon. Dennoch führte eine scharfe Flanke Lichtsteiners nach 79 Minuten beinahe zum 2:0, und kurz vor Schluss kam Lichtsteiner zu einem Schussversuch in guter, zentraler Position.

Juves Regisseur Andrea Pirlo, der seit dem letzten Europacup-Auftritt in Dortmund verletzungshalber hatte pausieren müssen, konnte mittun und wurde nach 74 Minuten ausgewechselt. Seine Wirkung nach vorne war eingeschränkt, aber er war mitverantwortlich für die gute Ordnung, die letztlich den wichtigen Zu-null-Sieg ermöglichte.

Atletico gegen Real torlos, aber mit vielen Emotionen

Im Vicente Calderon standen sich zwei Teams gegenüber, deren Marktwerte auf über eine Milliarde Euro geschätzt werden und die mit addierten Budgets von fast 700 Millionen Euro operieren. Wertvollster Akteur der Partie war indes mit dem Keeper von Atletico weder der Spitzenverdiener noch der Teuerste. Jan Oblak intervenierte alleine vor der Pause sechs Mal und damit so oft wie noch kein anderer Atletico-Goalie seit der Jahrtausendwende in einem Spiel gegen Real. Der 22-jährige Slowene, im letzten Sommer als Nachfolger von Thibaut Courtois aus Lissabon geholt, war in seinem erst dritten Champions-League-Einsatz die überragende Figur.

Das 272. Madrider Derby war vieles: ziemlich gehässig, umkämpft, taktisch durchaus interessant. Aber es gehörte nicht in die Kategorie hochklassig. Real, das seit dem Champions-League-Sieg im letzten Mai keines von nunmehr sieben Duellen gegen den Stadtrivalen mehr gewonnen hat, kontrollierte das Geschehen - wie von Trainer Carlo Ancelotti gefordert - weitgehend. Atleticos Kontertaktik ging darum viel zu selten auf, weil sich in brenzligen Situationen stets sieben oder acht gegnerische Akteure hinter den ballführenden Spieler in eine defensive Position brachten.

Dass sich Titelverteidiger Real für das Rückspiel vom 22. April keine noch bessere Ausgangslage erarbeiten konnte, lag an den zu wenig präzisen Schüssen aus der Distanz und an der Stilsicherheit von Oblak. Mit Ausnahme von Gareth Bales Abschluss (3.) gab Real die Torschüsse von ausserhalb des Strafraums ab. Gleichwohl und primär vor der Pause war der Zweite der Primera Division gegen den Dritten weitgehend spielbestimmend. In der zweiten Halbzeit wurde das Geschehen noch hektischer und noch emotionaler, aber nicht entscheidend besser. In Erinnerung bleiben dürfte allenfalls der ungeahndete Ellbogenschlag von Sergio Ramos gegen Mario Mandzukic mit Verletzungsfolge. Es machte allerdings den Anschein, als habe der spanische Internationale den kroatischen Heisssporn im Luftkampf nicht absichtlich traktiert.

Jedenfalls nahm mit dem kaum zu stillenden Cut von Mandzukic, der davor und danach ebenfalls ordentlich austeilte, wieder die Hektik Überhand - und Atletico kam besser ins Spiel. Offensiv wirklich zwingend wurde Reals Herausforderer aber erst in der Schlussphase. Einmal rettete Raphael Varane in extremis (89.), einmal Goalie Iker Casillas gegen Mario Suarez (90.). "Coraje y corazon", Mut und Herz, hatte Diego Simeones Atletico durchaus bewiesen. Das reichte aber nicht, um Real entscheidend gefährden zu können.

Atletico Madrid - Real Madrid 0:0
55'000 Zuschauer. - SR Mazic (Ser).Atletico Madrid: Oblak; Juanfran, Miranda, Godin, Siqueira; Turan, Mario Suarez, Gabi, Koke (83. Torres); Griezmann (77. Raul Garcia), Mandzukic. - Real Madrid: Casillas; Carvajal (85. Arbeloa), Varane, Ramos, Marcelo; Modric, Kroos, James Rodriguez; Bale, Benzema (76. Isco), Ronaldo. - Verwarnungen: 55. Mandzukic (Foul). 80. Ramos und Raul Garcia (Unsportlichkeit). 85. Mario Suarez (Foul/im Rückspiel gesperrt). 89. Marcelo (Foul/im Rückspiel gesperrt).

Juventus Turin - Monaco 1:0 (0:0)
SR Kralovec (Tsch). - Tor: 57. Vidal (Foulpenalty) 1:0.Juventus Turin: Buffon; Lichtsteiner, Bonucci, Chiellini, Evra; Vidal, Pirlo (74. Barzagli), Marchisio; Pereyra (87. Sturaro); Tevez, Morata (83. Matri). - Monaco: Subasic; Raggi (71. Berbatov), Carvalho, Abdennour, Kurzawa; Joao Moutinho, Fabinho, Kondogbia; Dirar (51. Bernardo Silva), Ferreira-Carrasco; Martial (87. Matheus Carvalho). - Verwarnungen: 55. Carvalho (Foul, in der zum Penalty führenden Aktion).

 

(fest/Si)