Schock für Deutschland: WM-Aus für Ballack

Mit Ballack verliert der Bundestrainer Joachim Löw seinen Führungsspieler schlechthin. Der Captain bestritt für Deutschland bisher 98 Länderspiele und war seit 2000 an jedem Turnier mit der DFB-Auswahl dabei.

«Das ist ein grosser Verlust. Im ersten Moment war ich geschockt», sagte Löw im fernen Sizilien, wo sich der DFB-Tross samt Familien in einem Regenerations-Camp befindet. Nun müssten andere mehr Verantwortung übernehmen, so Löw. Eine Schlüsselrolle wird im zentralen Mittelfeld nun Bastian Schweinsteiger vom Champions-League-Finalisten und Doublegewinner Bayern München zukommen.

Boateng nur verwarnt

Die gravierende Verletzung erlitt Ballack am vergangenen Samstag im englischen Cupfinal gegen Portsmouth (1:0). Der Gegenspieler Kevin-Prince Boateng hatte ihm mit einem üblen Foul um die dritte WM-Teilnahme gebracht. «Ich will ihm keine Absicht unterstellen, aber eine Rote Karte hätte er verdient», so Löw. Boateng war für sein Foul nicht verwarnt worden.

Die Personalie Kevin-Prince Boateng entbehrt nicht einiger Brisanz. Der 23-jährige Mittelfeldspieler wuchs im von sozialen Spannungen gezeichneten Berliner Stadtteil Wedding auf. Bei Hertha wurde er einst aussortiert, ehe er nach England ging. Der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen steht im WM-Kader von Ghana, einem Gruppengegner Deutschlands an der Endrunde. Sein Bruder Jérôme Boateng vom Hamburger SV dagegen bekannte sich nach einer erstaunlichen Entwicklung in den letzten zwei, drei Jahren zum deutschen Nationalteam und gehört zum erweiterten WM-Kader von Löw.

Fehde

Kevin-Prince führt ein schrilles Leben und zelebrierte 2007 in den Strassen von Berlin eine öffentliche Hochzeit im Stile eines Popstars. Dem Vernehmen nach sollen er und Ballack schon vor ein paar Jahren in der Bundesliga aneinandergeraten sein - damals mit dem DFB-Captain in der mutmasslichen Rolle des «bad guy». Boateng hatte eben sein erstes Bundesligator erzielt, als ihn Ballack eine Woche später foulte und die Worte «nur weil du ein Tor erzielt hast, musst du nicht denken, dass du der Grösste bist!» nachlegte. So jedenfalls äusserte sich Boatengs Vater gegenüber der Berliner Zeitung «BZ».

(fest/Si)