Die UEFA, welche die Tragweite der Terror-Attentate vor
Wochenfrist falsch einstufte und die Dienstagspiele trotz
vehementen Protesten einiger Klubs und zahlreicher geschockter
Spieler nicht verschieben liess, diktierte diesmal keine
verbindlichen Auflagen.
Deutschschweizer Teams im Aufwind
Am Donnerstag greifen mit einer Woche Verspätung die
Grasshoppers, St. Gallen und Servette in den UEFA-Cup ein. Zürcher
und Ostschweizer haben aufsteigende spielerische Tendenz erkennen
lassen. Meister GC hat mit dem 4:1 bei Xamax erstmals in dieser
Saison die Tabellenspitze erklommen. St. Gallen stürzte Leader
Young Boys mit 4:1 und rückte auf Platz vier vor. Beide
Deutschschweizer Teams sind deshalb gegen Dinamo respektive Steaua
Bukarest nicht chancenlos. Doch auch die beiden rumänischen
Spitzenteams Dinamo (5:1 gegen Studentesc) und Steaua (3:0 in
Pitesti) kommen immer besser in Form. Servette, das Slavia Prag
empfängt, stand wie sein Gegner am Montagabend noch im
Meisterschaftseinsatz.
Das Unbehagen des FC Barcelona
In den acht Begegnungen der Gruppen E bis H greifen heute jene
16 Teams in die Champions League ein, deren Startspiele am
vergangenen Mittwoch von der UEFA abgesagt worden waren. Vielerorts
blieb aber ein beklemmendes Gefühl. So reiste der FC Barcelona am
Montag mit grossem Unbehagen nach Istanbul, wo die Katalanen beim
türkischen Meister Fenerbahce antreten müssen. Die Verantwortlichen
befürchten, dass bei einem Angriff der USA auf Afghanistan der
Luftraum über der Türkei gesperrt werden könnte, und erkundigten
sich vorsorglich über Schiffs- und Busrouten.
Sportlich hängt beim FC Barcelona, der in seiner Klubgeschichte
noch nie in der Türkei gewonnen hat, nach dem 0:0 beim
Abstiegskandidaten Osasuna erneut der Haussegen schief. Ins Zentrum
der Kritik geriet Trainer Carlos Rexach, weil er das Remis mit
sechs Abwehrspielern verteidigte und den neu verpflichteten
argentinischen Jungstar Javier Saviola zuschauen liess. Zur
Verfügung steht wieder der Holländer Frank de Boer, dessen
verkürzte Dopingsperre abgelaufen ist.
Mit Edgar Davids feiert auch der zweite holländische Nandrolon-
Dopingsünder sein internationales Comeback. Der Mittelfeldspieler
soll mithelfen, dass dem verlustpunktfreien italienischen Leader
Juventus nach zwei trostlosen Europacup-Jahren gegen Celtic Glasgow
der erste Schritt zurück zu ruhmreicheren Zeiten wie in den Jahren
1996 (Sieger), 1997 und 1998 (Finalist) gelingt. Im zweiten Spiel
der Gruppe E trifft Rosenborg Trondheim auf den FC Porto, der die
Grasshoppers in der Qualifikation eliminiert hat.
Sforza nimmt Amerikaner zum Vorbild
Ohne die verletzten Stefan Effenberg, Mehmet Scholl, Jens
Jeremies und Thomas Linke (Schulterbänderriss, acht Wochen Pause,
aber keine Operation) tritt Titelverteidiger Bayern München gegen
den tschechischen Rekordmeister Sparta Prag (15 Titel in den
vergangenen 18 Jahren) an. Im Mittelfeld ist Ciriaco Sforza
gesetzt. Auch als Wortführer liess sich der Aargauer vernehmen:
«Wir sind an einen Punkt gekommen, an dem wir vergessen müssen, was
in den letzten Tagen war. Jetzt ist wieder Champions League, und in
vier, fünf Monaten wird nicht mehr gefragt, was los war, sondern wo
die Punkte geblieben sind. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen und
müssen uns in einer schwierigen Lage die Amerikaner zum Vorbild
nehmen.»
Bei den Bayern trainierte Thorsten Fink wieder mit. Der
Mittelfeldspieler hatte am Samstag beim 1:0 gegen Freiburg eine
Prellung im Oberschenkel erlitten. Dreh- und Angelpunkt im
Mittelfeld wird aber Sforza sein, der in der jetzigen Personalnot
das uneingeschränkte Vertrauen von Trainer Ottmar Hitzfeld spürt.
Schlagerspiel Lyon - Leverkusen
In der Gruppe K kommt es im Stade Gerland zum Schlagerspiel
zwischen dem französischen Vizemeister Olympique Lyon mit dem
Schweizer Internationalen Patrick Müller und dem derzeitigen
Bundesliga-Zweiten Bayer Leverkusen. «Lyon ist derzeit stärker als
Barcelona», meint Bayer-Chefcoach Klaus Toppmöller. «Es spielt
ruhig, sauber und taktisch perfekt.» Prädikate, die auch auf den
verlässlichen Genfer Patrick Müller in der Zentralabwehr zutreffen.
Toppmöller plant eine Änderung. Der Argentinier Diego Placente
rückt wieder ins Team und verdrängt den Brasilianer Zé Roberto.
Lyons Trainer Jacques Santini muss auf seinen brasilianischen
Goalgetter Sonny Anderson (ex Servette) verzichten, der an einer
Oberschenkelverletzung laboriert. Ihn wird der 14-Millionen-
Neuzugang Peguy Luyindula, der beim 4:1 gegen Meister Nantes zwei
Tore schoss, ersetzen.
(sda)