Van Basten opfert Lob für mehr Ertrag

publiziert: Sonntag, 8. Jun 2008 / 18:26 Uhr

Nur wenige Nationalmannschaften stehen für einen ganz speziellen Spielstil. Holland gehört mit seinem «Voetbal totaal» zu dieser Kategorie. Ausbleibender Erfolg sorgte in den letzten Monaten aber für ein Umdenken.

Für Van Basten ist die EURO die letzte Möglichkeit, die Nostalgiker von seiner Idee zu überzeugen.
Für Van Basten ist die EURO die letzte Möglichkeit, die Nostalgiker von seiner Idee zu überzeugen.
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Dem traditionell offensiven Spiel verdankt die holländischen Nationalmannschaft einen grossen Teil seiner Popularität. Seit Trainerlegende Rinus Michel mit den brillant ausspielenden «Oranje» in den Siebzigerjahren zwei WM-Finals erreichte, gehört die «Elftal» zu den beliebtesten Nationalmannschaften.

Die öffentlichen Trainings in Lausanne besuchten rund 4000 Fans, viele davon in orange gekleidet. Jeder erfolgreiche Schuss wurde laut bejubelt. Weiterhin steht Holland für Spektakel, obwohl sich unter Nationalcoach Marco van Basten bereits seit einigen Monaten ein Paradigmawechsel abzeichnet.

Vision vom Fussball

«In Holland gibt es eine Vision vom Fussball, der gespielt werden soll. Aber verschiedene Wege führen nach Rom», sagte Stürmer Ruud van Nistelrooy vor dem heutigen Spiel gegen Weltmeister und Defensive-Spezialist Italien. «Man hat in der Vergangenheit unsere Art zu spielen oft gelobt, doch der deutsche oder italienische Stil war ertragsreicher.»

20 Jahre nach dem bislang einzigen Titel ist Holland bereit einen Teil seiner Identität für eine weitere Trophäe aufzugeben. Seit der WM 2006 spielt das Team nicht mehr im 4-3-3-System, sondern mit einem stabileren 4-2-3-1.

«In Schönheit sterben» wird mit der Zeit unbefriedigend. Im Fussball gibt es keine B-Note; schöne Passkombinationen, andauernde Druckphasen oder Dribblings den Flanken entlang bringen für sich alleine weder Punkte noch Pokale ein. Brasilien fand 1994 nach 24 Jahren ohne WM-Titel über eine gut organisierte Defensive wieder zum grossen Erfolg, und Frankreich wurde erst zu einer Macht als es dem «Sturm und Drang»-Fussball der Achtigerjahre abschwor.

Schwerer zu schlagen

«Wir sind mit dem neuen System schwerer zu schlagen», ist Van Nistelrooy, der einzige gesetzte Stürmer, überzeugt. In der Qualifikation besass Holland zusammen mit Frankreich und Tschechien (je 5 Gegentore) die beste Defensive. Ein Beweis für die neue, vorsichtigere Grundeinstellung der Mannschaft.

Denn auf dem Papier liegen die Stärken Hollands weiterhin im Angriff, wo international anerkannte Spieler wie Van Nistelrooy, Wesley Sneijder, Arjen Robben (alle Real Madrid), Klaas Jan Huntelaar (Ajax Amsterdam), Rafael van der Vaart (Hamburg) oder Robin van Persie (Arsenal) um einen Stammplatz kämpfen.

Van Basten spricht, auf das Überangebot in der Offensive angesprochen, von einem Luxusproblem. Der hintere Teil der Mannschaft ist mit Ausnahme von Goalie Edwin van der Sar deutlich weniger namhaft besetzt. Für die Absicherung im Mittelfeld stehen mit Nigel de Jong (Hamburg), Demy de Zeeuw (Alkmaar) und Orlando Engelaar, Teamkollege von Blaise Nkufo bei Twente Enschede, drei Spieler zur Verfügung, die noch nie eine Endrunde bestritten haben. Clarence Seedorf und Mark van Bommel verzichteten nach einem Streit mit dem wenig diplomatischen Van Basten auf die EM-Teilnahme.

Nostalgiker von Idee überzeugen

Die Spieler, die sich im holländischen Kader befinden, scheinen Van Basten bei dessen kleinen Revolution zu unterstützen. Nicht nur Van Nistelrooy stellt sich voll hinter die vorsichtigere Spielweise. Stabilität, Kompaktheit und Verteidigung waren oft gehörte Stichworte in den letzten Tagen in Lausanne.

Fans und ehemalige Spieler äusserten hingegen Kritik, vermissen das Spektakel vergangener Tage. Für Van Basten ist die EURO die letzte Möglichkeit, die Nostalgiker von seiner Idee zu überzeugen. Danach wechselt der ehemalige Weltklassestürmer zu Ajax Amsterdam.

(Von Julien Oberholzer/Si)

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