Zunahme der Gewalt gegen Frauen befürchtet

publiziert: Mittwoch, 14. Mai 2008 / 11:33 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 14. Mai 2008 / 11:55 Uhr

Bern - Expertinnen befürchten, dass während der EURO 2008 die häusliche Gewalt zunimmt. Bei ausserordentlichen Ereignissen wie einer Fussball-Europameisterschaft steigen die Anfragen in den Frauenhäusern jeweils deutlich.

In den Tagen der EURO werde mehr Alkohol konsumiert, und die Leute seien gestresster als sonst.
In den Tagen der EURO werde mehr Alkohol konsumiert, und die Leute seien gestresster als sonst.
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In der Schweiz gebe es keine Statistiken zur häuslichen Gewalt während sportlicher Grossereignisse, sagt Susan A. Peter, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenhaus Zürich und Vorstandsmitglied der Dachorganisation Frauenhäuser, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Die Erfahrung der letzten 30 Jahre habe aber gezeigt, dass die Frauenhäuser bei ausserordentlichen Ereignissen deutlich mehr Arbeit hätten als sonst. Ausserordentliche Ereignisse - das kann etwa Weihnachten sein, aber auch sportliche Grossanlässe, wie Peter erläutert.

An solchen Tagen werde mehr Alkohol konsumiert, und die Leute seien gestresster als sonst. Diese beiden Faktoren führten zu einer Zunahme der häuslichen Gewalt.

Peter geht zudem davon aus, dass dieser Prozess durch die Tatsache verstärkt wird, dass die EURO 2008 in der Schweiz stattfindet. Der ganze Konsumationskreislauf, der dadurch ausgelöst werde, führe dazu, dass noch mehr Alkohol als sonst im Spiel sei.

Österreichische Polizei vorgewarnt

Auch in Österreich wird eine Zunahme der häuslichen Gewalt während der EURO 2008 befürchtet. Frauenministerin Doris Bures sagte Anfang Mai laut der Nachrichtenagentur APA bei der Eröffnung des Gewaltschutzzentrums Burgenland, während der Fussball-EM solle ein besonderes Augenmerk auf häusliche Gewalt gerichtet werden.

Neben der Sicherheit auf den Strassen und in den Stadien werde die Exekutive auch dann einschreiten, wenn es zu Gewalt in der Familie komme, sagte Bures. Auch die Information über Hilfseinrichtungen für Opfer von Gewalt in der Familie sollten verbessert werden.

30 Prozent mehr Gewalt

Eine englische Studie aus dem Jahr 2006 untermauert die Befürchtungen Bures'. So kommt der Bericht «Lessons Learned from the Domestic Violence Enforcement Campaigns 2006» unter anderem zum Schluss, dass während Fussball- oder Rugby-Spielen der englischen Nationalmannschaft die Fälle häuslicher Gewalt um 30 % steigen.

Zum Zeitpunkt der Gewaltausübung seien zudem rund 40 % der Verdächtigen betrunken gewesen. Die Polizeikorps müssten deshalb bei der Planung sportlicher Grossereignisse den Zusammenhang von Sport und häuslicher Gewalt berücksichtigen, fordert die Studie.

1608 Interventionen wegen häuslicher Gewalt

Die Zürcher Kantonspolizei hat im vergangenen Jahr 1608 Mal wegen häuslicher Gewalt intervenieren müssen. In insgesamt 1132 Fällen ordnete sie Schutzmassnahmen an. Bei rund 60 Prozent der Fälle kam es zu Wegweisungen der Täterin oder des Täters.

In über einem Drittel der Fälle wurde vor Gericht eine Verlängerung der Schutzmassnahme beantragt, die in 90 Prozent der Fälle gutgeheissen wurde. Bei 52 Fällen von häuslicher Gewalt mussten Schutzmassnahmen wiederholt angeordnet werden, wie die Direktion der Justiz und des Innern mitteilte.

In fast 90 Prozent der Fälle gab es Strafanzeigen. Davon wurden rund 77 Prozent als Vergehen oder Verbrechen und knapp 11 Prozent als Übertretungsstraftatbestände geahndet. Die restlichen 40 Prozent waren Gewaltandrohungen oder Stalking in Zusammenhang mit einer Trennung oder Trennungsabsicht.

Mögliche Schutzmassnahmen

Nach dem Gewaltschutzgesetz (GSG), das seit dem 1. April in 2007 in Kraft ist, kann die Polizei von sich aus Schutzmassnahmen von höchstens 14 Tagen anordnen. Der Haftrichter oder die Haftrichterin entscheidet anschliessend, ob eine solche Massnahme auf bis zu 3 Monate ausgedehnt werden soll.

Die ersten Erfahrungen mit der polizeilichen Schutmassnahmen seien «sehr positiv», heisst es in der Mitteilung. Es sei damit ein «klares Signal» gesetzt worden, dass bei Gewalt in Ehe oder Partnerschaft null Toleranz gelte.

(Gerhard Tubandt/sda)

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