Was machen sie heute?

Hollands Europameister von 1988 im «zweiten Leben»

publiziert: Freitag, 1. Jun 2012 / 12:00 Uhr / aktualisiert: Montag, 4. Jun 2012 / 10:17 Uhr
Frank Rijkaard gewann 2006 mit Barcelona die Champions League.
Frank Rijkaard gewann 2006 mit Barcelona die Champions League.

1988, im Land des ewigen Rivalen Deutschland, schlug Hollands bislang grösste Stunde. Mit dem Finalsieg gegen die Sowjetunion gewann die «Elftal» den bislang einzigen Titel der Verbandsgeschichte.

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Die meisten Helden von damals versuchten, im Fussball-Business zu bleiben und als Coach eine zweite Karriere einzuschlagen. Gelungen ist es den wenigsten. Selbst den ganz grossen Namen wie Ruud Gullit oder Marco van Basten fehlen wichtige Titel im Trainer-Palmares. Europäisch hat nur Frank Rijkaard Spuren hinterlassen. Der einstige Verteidiger wurde mit Barcelona 2006 Champions-League-Sieger.

Was wurde aus den EM-Helden von 1988?

Hans van Breukelen: Der stets (über-)motivierte Goalie schlug keine Karriere als Trainer ein, sondern wurde Vertreter einer Kleiderfirma, TV-Experte und Vorstandsmitglied des PSV Eindhoven. Ausserdem hält er Vorträge zum Thema ... Motivation. Seine einst offene Abneigung gegen Deutschland, die er 1988 an der EM richtig auslebte, wurde nach dem Rücktritt zum Boomerang. In einem Interview mit dem deutschen Magazin «11 Freunde» sagte Van Breukelen: «Ich sollte vor der Belegschaft einer deutschen Firma sprechen. Als der Boss hörte, wer ich bin, hat er alles abgesagt. Ich kenne also meinen Ruf in Deutschland.»

Ronald Koeman: Als Libero war der Mann mit dem Hammerschuss unumstritten, gewann mit dem PSV Eindhoven und Barcelona je einmal den Meistercup. Koeman war der erste Fussballer, der sowohl als Spieler als auch als Trainer bei den wichtigsten drei Vereinen Hollands (Ajax Amsterdam, PSV und Feyenoord Rotterdam) unter Vertrag stand. Als Coach kam er drei Mal in Holland zu Meisterehren, dazu wurde er einmal Cupsieger in seinem Heimatland und 2008 mit Valencia in Spanien. Seit Juli 2011 ist Feyenoord Koemans Arbeitgeber, zuvor war er im Dezember 2009 nach sieben Monaten in Alkmaar entlassen worden.

Berry van Aerle: Bodenständig, laufstark und schnell: Aus «Turbo Berry» wurde nach dem Ende der höchst erfolgreichen Spielerkarriere - die sechs Meistertitel und drei Cupsiege machten den Rechtsverteidiger zu einer lebenden Legende - wieder der Pöstler in seiner Heimatstadt Helmond. Bis ihn der PSV erst als Fan-Koordinator und später als Talentscout der U15 und U16 zurück ins Boot holte.

Rijkaards Erfolge mit Barça

Frank Rijkaard: Bereits als 36-Jähriger engagierte der Verband 1998 den dunkelhäutigen Mittelfeldspieler als Nationalcoach. Nach dem Halbfinal-Out an der Heim-EM 2000 im Penaltyschiessen gegen Italien trat Rijkaard zurück. Mehr Erfolg hatte er als Trainer seines ehemaligen Klubs Barcelona. Erst führte er die Katalanen 2005 zum ersten Meistertitel seit sechs Jahren, eine Saison später gewann Barcelona mit dem einstigen «Bespucker» von Rudi Völler die Champions League, die Primera Division und den Ligacup. Mittlerweile ist Rijkaard als sehr gut bezahlter Nationaltrainer in Saudi-Arabien tätig.

Adri van Tiggelen: «Der Nagel», wie er wegen seiner feinen Statur und den Tacklings genannt wurde, machte als Trainer keine grosse Karriere. Bei Sparta Rotterdam, seinem ersten Arbeitgeber als Profi, sprang er mehrere Male als Trainer ein, dazu war der mit einem Vertrag auf Lebenszeit ausgestattete Van Tiggelen Assistent. Nach Engagements in Amateurligen wartet er nun auf Angebote aus höheren Ligen.

Gerald Vanenburg: Achtfacher holländischer Meister darf sich «Geraldinho», Typ Strassenfussballer, nennen. Als Trainer brachte es Vanenburg bislang nicht auf Topniveau. Mit 1860 München stieg er als «Notnagel» 2004 aus der Bundesliga ab, mit Helmond und dem FC Eindhoven stand er in Holland zwei Klubs aus der zweithöchsten Liga vor. Dazu war er Technikcoach von Willem II. Mittlerweile reist Vanenburg mit seiner talentierten Tochter Phillis (14) an nationale und internationale Tennisturniere.

Fehlendes Charisma

Jan Wouters: Als Assistent (bei Ajax, Utrecht, den Glasgow Rangers und im holländischen Nationalteam) wurde Wouters mehr Talent nachgesagt als später als Chef. Es fehle ihm an Charisma, hiess es lange Zeit. Zwei kurzen Engagements als Interimstrainer folgte Mitte Oktober 2011 die Berufung zum Cheftrainer des ambitionierten Utrecht, das er nach einem Fehlstart unter Vorgänger Erwin Koeman auf Rang 11 der Eredivisie führte.

Arnold Mühren: Bekannteste Szene des Mittelfeldakteurs in 23 Länderspielen war die Flanke, die Marco van Basten im EM-Final 1988 gegen die Sowjetunion volley zum 2:0 verwertete. Der älteste Europameister aller Zeiten (37 Jahre und 23 Tage beim Titelgewinn), der mit verschiedenen Vereinen alle drei Europacup-Pokale in die Höhe stemmen durfte, war bis zur Umstrukturierung 2010 in der Juniorenabteilung von Ajax Amsterdam angestellt.

Erwin Koeman: Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Ronald war als Spieler und als Trainer erfolgreicher als der mittlerweile 51-jährige Erwin Koeman. Bei Waalwijk, Feyenoord Rotterdam, Utrecht und dem FC Eindhoven (interimistisch) wirkte er als Chef, ebenso in Ungarn als Nationaltrainer. Nun unterschrieb der in seiner zweiten Karriere noch titellose Koeman für zwei Jahre bei Waalwijk.

Eigenwilligkeit, Sturheit und Unnahbarkeit

Ruud Gullit: Der Captain der EM-Mannschaft von 1988 wechselte das Metier gewissermassen schon während seiner Spielerkarriere. 1996 übte er das Amt des kickenden Trainers bei Chelsea aus und holte als erster Nicht-Brite überhaupt einen wichtigen Titel in England (FA-Cup). Differenzen mit der Vereinsführung führten aber, wie auch später in Newcastle, zur Entlassung. Wegen Misserfolgs trat Gullit nach jeweils maximal einer Saison bei Feyenoord (2004/05) und den Los Angeles Galaxy (2007/08) zurück. Im Juni 2011 endete Gullits letztes Job bei Terek Grosny in der russischen Liga nach nur fünf Monaten unfreiwillig.

Marco van Basten: Der Torschützenkönig der EM 1988 geniesst in Holland so etwas wie Legendenstatus - Eigenwilligkeit, Sturheit oder Unnahbarkeit hin oder her. Als Trainer war dem heute 47-jährigen «MvB» bislang weniger Erfolg beschieden als während seiner glanzvollen Zeit als Goalgetter für Holland und Milan. An der WM 2006 (gegen Portugal) und an der EM 2008 (gegen Russland) scheiterte Van Basten, der im Vorfeld viel experimentiert und altgediente Spieler aussortiert hatte, nach tollen Auftritten in der Vorrunde jeweils im ersten K.o.-Spiel. Bei Ajax Amsterdam trat er nach einer Saison im Mai 2009 zurück. Per Anfang Juli übernimmt van Basten den SC Heerenveen.

Weitere Spieler:
- John van't Schip: War Chefcoach bei Twente Enschede, unter Van Basten Assistent bei Ajax Amsterdam und im holländischen Nationalteam. Während drei Saisons war er bei den Melbourne Heart (Au) engagiert, seit April 2012 bei Guadalajara in Mexiko.

- Aron Winter: Nach drei «Lehrjahren» im Nachwuchs von Ajax Amsterdam seit Januar 2011 bei Toronto in der Major League Soccer (MLS).

- Wim Koevermans: Langjähriger Nachwuchscoach im Verband, seit 2008 in Irland als Technischer Direktor und temporärer U21-Nationalcoach. Kommender Nati-Trainer Indiens.

(bg/Si)

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