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Fussball: Meisterporträt St. Gallen

Drei Gründe für das St. Galler Fussballwunder: Kollektiv, Konstanz, Koller

publiziert: Sonntag, 21. Mai 2000 / 18:42 Uhr / aktualisiert: Freitag, 9. Okt 2015 / 00:15 Uhr

St. Gallen - Nicht GC, Servette, Lausanne oder Basel, sondern der erste Schweizer Fussballmeister des neuen Jahrtausends heisst FC St. Gallen. 96 Jahre lang mussten die Ostschweizer warten, ehe ihr lang ersehnter und kaum für möglich gehaltener Traum Tatsache wurde. Der 1879 gegründete und älteste Fussballklub der Schweiz wurde mit einem bescheidenen Budget von fünf Millionen Franken überlegen drei Runden vor Saisonschluss Schweizer Fussball-Champion.

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Si. Das Kollektiv des 20-Mann-Kaders mit einem Durchschnittsalter von knapp 27 Jahren, die Konstanz in der Qualifikation und in der Finalrunde und Trainer Marcel Koller machten das St. Galler Fussball-Märchen wahr. Bis auf den ghananischen Goalgetter Charles Amoah hat der FC St. Gallen keine Stars. Der Star ist die Mannschaft. Diese Floskel hat beim Sensationsmeister seine Gültigkeit. «Der FC St. Gallen ist in der Ostschweiz der Katalysator kollektiven Wertgefühls», umschreibt Hochschul- Professor Franz Jäger «seinen» FC St. Gallen. Der ehemalige Nationalrat ist wie Alt-Bundesrat Kurt Furgler oder der ehemalige TV-Unterhalter Kurt Felix ein Ur-St. Galler und regelmässiger Tribünengast.

Überlegen ist der «namenlose» FC St. Gallen mit vier Punkten Vorsprung Qualifikationssieger geworden und hat in der Finalrunde mit teils imponierenden Leistungen nochmals zugelegt und alle verblüfft. Erwähnt sei nur die phantastische Aufholjagd im Startspiel bei Rekordmeister GC, als St. Gallen einen 0:3 Rückstand wettmachte und in der Nachspielzeit nochmals zum 4:4 ausgleichen konnte oder an die Gala beim 7:1-Heimsieg über Luzern. Die Ostschweizer, getragen vom besten und treuesten Publikum der Schweiz, haben entgegen zahlreichen Prognosen während der ganzen Saison keinen Einbruch erlitten. Der Klub mit dem drittkleinsten Budget der Nationalliga A hat die Gunst der Stunde im Schweizer Spitzenfussball genutzt. Während Grossvereine wie GC oder Servette mit steten Wechseln und Unruhen, überteuerten Spielerkadern und zu hohen Ansprüchen von Krise zu Krise rutschten, bestach der FC St. Gallen mit Spielern ohne Allüren und moderaten Salären durch Harmonie, Konstanz und den meisten Plustoren.

Die Lehren aus der Vergangenheit

1904 wurde der FC St. Gallen erstmals und seither nie mehr Meister. Die sportlichen Erfolge während eines Jahrhunderts blieben trotz den Vorstössen in den UEFA-Cup unter Helmuth Johannsen Mitte der 80-er-Jahre mässig. Nur der Cupsieg 1969 und die Hallenmeisterschaft 1998 kann in der Erfolgsgeschichte aufgeführt werden. St. Gallen blieb die Fussballprovinz nach Winterthur. Unüberhörbar waren dafür die steten finanziellen Sorgen und oftmals auch das Zittern um die Ligazugehörigkeit.

Genau vor zehn Jahren schwelgte die Ostschweiz erstmals in Euphorie. Die Chilenen Zamorano, Rubio und Mardones hatten zusammen mit den Schweizern Fischer, Hegi, Rietmann und dem jetzigen Captain, Torhüter Stiel, die Fussballregion verzaubert. Übermut und irrationalen Transfers folgte der jähe Absturz. Es blieb der fünfte Platz, keine Teilnahme am Europacup und ein finanzieller Scherbenhaufen. Die fussballbegeisterte Region wendete in nder Folge zweimal in letzter Minute den finanziellen Konkurs dank Kraftakten auf allen Ebenen ab. Sportlich verschwand der FCSG zwischenzeitlich sogar in der Anonymität der Nationalliga B.

Die Mentalität von Siegern

Aus den Fehlern der Vergangenheit wurde gelernt. Das Espenmoos blieb zwar der Kessel kollektiven Wertgefühls, doch bei aller Freude über die Spitzenleistungen der Grün-Weissen ist Vernunft einstiger Selbstdarstellung gewichen. «Unsere Stärken sind Teamgeist, Konstanz und Abgeklärtheit. Wir sind reifer geworden und haben ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt. Es ist mir gelungen, meinen Spielern die Mentalität von Siegern zu vermitteln», erzählt Marcel Koller, der Baumeister der St. Galler Erfolge. Der ruhige Zürcher, ein Grasshopper-Urgestein, hat fussballerisch limitierte Spieler und abgeschobene Akteure wie Mazzarelli oder Stiel auf ein beachtliches Niveau gebracht. Der Trainer-Nachfolger von Roger Hegi, der den Höhenflug einleitete und Zellweger, Zwyssig, Müller, Dal Santo oder Contini förderte, hat eine athletische Einheit geformt, die auch an ihre spielerischen Qualitäten glaubt und einen begeisternden Offensivfussball spielt, der die Fans entzückt.

Bescheidenheit ist die grosse Zier des neuen Meisters. Im intakten Umfeld ordnet sich vom Klubarzt bis zum Platzwart alles dem grün-weissen Kollektiv unter. «Einmal St. Galler, immer St. Galler. Wir sind eine Mannschaft mit Feuer und Herz», drückte sich beispielsweise Klubarzt Dr. Arnold Jäger aus, der Bruder des ehemaligen Schweizer LdU-Politkers.

«Wir möchten die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb erlangen», formulierte Trainer Koller seine Zielsetzung bis zur Zielpassage und nahm -- wie seine Spieler -- das Wort «Meister» nie in den Mund. «Stets schauten wir von Spiel zu Spiel und konzentrierten uns darauf. Es wäre doch vermessen gewesen, vom Titel zu sprechen, wenn die notwendigen Punkte noch nicht gewonnen sind. Die Substanz der Spielerkader unserer Konkurrenten erlaubte uns kein Abheben. Dem Druck haben wir deshalb standgehalten. Belastet hat er uns nie, weil meine Spieler mental einen unwahrscheinlichen Entwicklungsprozess positiv abgeschlossen haben. Sie haben erfahren, dass sie auch im Schweizer Spitzenfussball Spitzenkräfte sind, und haben erkannt, dass der Glaube oftmals Berge versetzen kann.»
In der Finalrunde 1999, der ersten unter Koller, brach der FC St. Gallen nach zwei Starterfolgen ein. Alle, auch der Trainer, zogen ihre Lehren und entwickelten das Kollektivgefühl, aus dem Champions geformt werden.

Amoah bleibt und zwei Verstärkungen

Der Meistertitel bereitet den Verantwortlichen aber nicht nur Freude. Die Prämien stiegen enorm, und die Vertragsverlängerungen in den letzten Wochen verliefen schleppend. Erfolg hat seinen Preis. Dennoch blieben St. Gallen sämtliche Teamstützen wie Stiel, Zwyssig, Müller und Zellweger erhalten. «Und auch Amoah bleibt», ist Trainer Koller überzeugt. «Er hat noch einen Vertrag für drei Jahre. Zudem fehlt ihm ein konkretes Angebot. An einen Klub aus der Zweiten Bundesliga geben wir ihn nicht ab. Amoah hat seinen Zenit noch nicht erreicht und ist noch steigerungsfähig. Sollte der Verein aber ein Angebot von zehn Millionen Franken oder mehr erhalten und Amoah einen Wegzug wünschen, müssen wir die Situation neu überdenken. Doch ich bin Realist und rechne weiter mit unserem treffsicheren Goalgetter, der ein wichtiges Teammitglied in unserem Klub ist.»

St.Gallen wird auf die neue Saison hin sein Budget um mindestens 700 000 Franken auf 5,7 Millionen erhöhen und sucht zwei Verstärkungen. Vor allem ein kräftiger, kopfballstarker Stürmer und ein offensiver Mittelfeldspieler werden gesucht. Typen wie Koumantarakis oder Bühlmann in Hochform wären gefragt. Doch bei St. Gallen wägt man vernünftigerwiese alles ab und bleibt auch im Rausch der Meisterschaft bodenständig und realistisch.
Peter Wyrsch

(sda)

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