330 000 verkaufte Saisonkarten, mehr als 230 Millionen Franken
Ausgaben für neue Spieler, kumulierte Budgets in der Höhe von rund
900 Millionen, hypermoderne Arenen auf Schalke und in Rostock: In
der Bundesliga ist heuer «Klotzen statt Kleckern» angesagt. Allein
Borussia Dortmund hat für das bereits im Winter verpflichtete
tschechische Riesentalent Tomas Rosicky (20), für den 2,02 m
grossen Stürmer Jan Koller (Anderlecht) und für Marcio Amoroso
(Parma), den Serie-A-Torschützenkönig von 1999, knapp 80 Millionen
Franken investiert. Dank dem neuen «Supersturm» zählt Matthias
Sammers Team zu den ganz heissen Titelfavoriten.
Ebenfalls zum engen Kreis der Meisteranwärter wird erneut das in
der Vorsaison quasi in der Nachspielzeit abgefangene Schalke
gezählt. Nicht zuletzt durch den Einzug in die neu konstruierte
Arena «Auf Schalke» mit rund 60 000 Plätzen und verschliessbarem
Dach erhoffen sich die Gelsenkirchener einen erneuten
Leistungsschub. Die seit 1996 von Huub Stevens trainierte
Mannschaft hat sich mit Stürmer Victor Agali (Rostock), Bordeaux-
Rückkehrer Marc Wilmots sowie dem Mittelfeldspieler Kristijan
Djordjevic (Stuttgart) sinnvoll verstärkt. Mit dem Rekordbudget von
96 Millionen Franken erhofft sich Schalke, das in der modernen
Geschichte des deutschen Fussballs (Einführung der Bundesliga 1963)
noch nie Meister wurde, nebst dem Titel auch das Weiterkommen in
der Champions League.
Dritter Kandidat ist Hertha Berlin: Freistoss-Spezialist Stefan
Beinlich ist nach fast einjähriger Verletzungspause wieder zurück,
Sebastian Deislers Aktionsradius im Mittelfeld fast
uneingeschränkt, und der neu verpflichtete Brasilianer Marcelinho
hinterliess in den Testspielen, deren Höhenpunkt der Gewinn des
Ligacups war, einen hervorragenden Eindruck. Das Stürmer-Trio
Alves/Preetz/Marcelinho lässt Berlin vom ersten Meistertitel seit
70 Jahren träumen.
Den drei Aufsteigern Nürnberg, Mönchengladbach und vor allem
St. Pauli wird -- schon fast traditionellerweise -- eine schwere
Saison prophezeit. Die bescheidenen finanziellen Mittel des
Hamburger Kultvereins liessen ausser dem Zweitliga-«Star» Ugur
Inceman von Alemannia Achen (2,4 Millionen) keine bekannten
Neuverpflichtungen zu. Ebenfalls zu den Abstiegskandidaten werden
die beiden ostdeutschen Vereine Hansa Rostock und Energie Cottbus
gezählt.
Sforza und Kondé wieder sorgenfrei?
Nach dem kurzen und unglücklich verlaufenen Gastspiel von Pascal
Zuberbühler in Leverkusen vor einem Jahr versucht sich mit Jörg
Stiel erneut ein Schweizer Torhüter mit Länderspiel-Erfahrung in
Nordrhein-Westfalen. Stiel vertritt in Mönchengladbach den
verletzten Uwe Kamps, ein Stammplatz scheint ihm sicher. Dagegen
muss sich Verteidiger Oumar Kondé beim überraschenden UEFA-Cup-
Teilnehmer Freiburg wieder zurückkämpfen.
Nach persönlichen Problemen, über die sämtliche Parteien
Stillschweigenn vereinbart haben, gehört Kondé für das Auftaktspiel
gegen Bremen wieder zum Kader. «Ich bin aber noch nicht sicher, ob
er spielen wird», sagt der mit zehn Jahren bei Freiburg
dienstälteste Bundesliga-Trainer Volker Finke. «Oumar machte eine
schwierige Phase durch». Der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn
ist über die Problematik informiert. Im Februar hatte Kondé dem
damaligen Coach Enzo Trossero für das Länderspiel auf Zypern gegen
Polen (0:4) eine Absage erteilt, weil «er sich noch nicht reif dazu
fühle».
Ciriaco Sforza strebt mit Champions-League-Sieger und
Rekordmeister Bayern München unter Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld
den vierten Titelgewinn in Folge an, was Bundesliga-Rekord bedeuten
würde. Sforza erhielt auf dem Libero-Posten Konkurrenz durch den
äusserst zweikampfstarken Stuttgarter Pablo Thiam. Nach
verschiedenen Knieproblemen gab Sforza am Montag im Benefizspiel
für Karsten Bäron in Hamburg sein Comeback über 45 Minuten. Für die
kroatischen Internationalen Robert (Leverkusen) und Niko Kovac
(Hamburg) sowie den Peruaner Claudio Pizarro (Bremen) gaben die
Bayern vergleichsweise bescheidene 34 Millionen Franken für
Neuverpflichtungen aus. «Eine ganz grosse Nummer (Rivaldo,
Zidane)», wie sie vom Präsidium angekündigt worden war, blieb indes
aus.
Sat.1 geht erst um 20.15 Uhr «ran»
(Si) Nach den einschneidenden Veränderungen in der letzten
Saison durch den Pay-TV-Sender Premiere World gibt es in der
Fussball-Berichterstattung der führenden deutschen TV-Medien
erneut gewichtige Mutationen. Sat.1 hat den Sendebeginn von «ran»
auf Samstags, 20.15 Uhr, verschoben, während die ARD mit ihrem
Anliegen für Kurzberichterstattung auf harte Gegenwehr stiess.
Hintergrund des Streits: Die ARD-Tagesschau will um 20 Uhr, also
vor Sendebeginn von «ran», Höhepunkte und Tore des Spieltags
zeigen, was ihr jedoch von der Kirch-Gruppe untersagt wurde. Die
Münchner Besitzerin von Sat.1 und auch Premiere World hatte sich im
letzten Jahr für rund 600 Millionen Franken jährlich die TV-Rechte
an der Bundesliga bis 2004 gesichert. Das legendäre ZDF-Sportstudio
(nach 22 Uhr) wird am Samstagabend weiterhin das Topspiel zeigen
dürfen. Neu werden sieben Spiele am Samstag und zwei Partien am
Sonntag ausgetragen; der Freitag entfällt als Spieltag. Premiere
World zeigt sämtliche Begegnungen live, dieser Sender ist jedoch in
der Schweiz nicht zugelassen.
(sda)